Frankfurt. In der Sonderausstellung „Nok. Ein Ursprung afrikanischer Skulptur“ präsentiert die Liebieghaus Skulpturensammlung vom 30. Oktober 2013 bis zum 23. Februar 2014 erstmals die spektakulären Funde der mehr als 2.000 Jahre alten Nok-Kultur aus dem subsaharischen Raum. Die über 100 Skulpturen und Fragmente, die Archäologen der Goethe-Universität Frankfurt geborgen haben, werden in der Ausstellung gemeinsam im Dialog mit zeitgleichen Werken der altägyptischen und griechisch-römischen Antike aus der Sammlung des Liebieghauses gezeigt. Diese zugespitzte Präsentation thematisiert den großen Konflikt um das radikal veränderte Kunstverständnis des 20. Jahrhunderts: Europas figurative Kunst auf der einen Seite, auf der anderen die freien Formen der sogenannten primitiven Kunst.
Die aus Terrakotta hergestellten Nok-Figuren gehören zu den frühesten Zeugnissen afrikanischer Plastik und wurden in den vergangenen acht Jahren an über 200 Grabungsstellen im westafrikanischen Nigeria gefunden. In der gemeinsam von der Goethe-Universität Frankfurt und dem Liebieghaus konzipierten Präsentation können die ausdrucksstarken Skulpturen nun erstmals der Weltöffentlichkeit vorgestellt werden. Die rötlichen Figuren werden nach aufwendiger Restaurierung rund 60 zeitgleich entstandenen Kunstwerken der ägyptischen Spätzeit und der griechischen Klassik gegenübergestellt. Während der Austausch dieser Kulturen vor 2.000 Jahren durch die Sahara blockiert war, bietet die Ausstellung die Möglichkeit, die völlig eigenständig entstandenen Nok-Skulpturen mit der Kunst der Zeitgenossen des mediterranen Raums zu vergleichen. Zugleich thematisiert die Präsentation im Liebieghaus die Forschungsergebnisse dieses langjährigen und außergewöhnlich erfolgreichen Grabungsprojekts und zeigt neben den Skulpturen Funde von Alltagsgegenständen wie Tongefäßen, Steingeräten oder Schmuck, sodass ein umfassendes Bild dieser bemerkenswerten archäologischen Kultur Westafrikas vermittelt wird.
Die Forschungsergebnisse der seit 2005 stattfindenden Grabungen eines Archäologenteams der Goethe-Universität Frankfurt um Prof. Dr. Peter Breunig werden im Vortragssaal im Untergeschoss des Liebieghauses ausführlich vorgestellt. Bisher konzentrierten sich die Forschungen auf ein ca. 15 mal 20 Kilometer großes Kerngebiet in Nigeria. Dieses Untersuchungsgebiet soll bis zum Jahr 2020 erweitert werden. Während der alljährlichen mehrmonatigen Feldaufenthalte arbeiten die Frankfurter Forscher ebenso mit der für archäologische Projekte zuständigen nigerianischen Bundesbehörde wie mit zwei Universitäten des Landes zusammen. Mithilfe lokaler Informanten konnten auf diese Weise in den vergangenen Jahren zahlreiche außergewöhnliche und bemerkenswerte Funde von Terrakotta-Skulpturen verzeichnet werden. Die Plastiken der Nok-Kultur wurden erstmals Mitte des 20. Jahrhunderts von Bernhard Fagg, einem britischen Archäologen, entdeckt. Die Funde stammten damals aus Zinnminen. Bis in die 1970er-Jahre hinein sammelte Fagg gemeinsam mit Minenarbeitern insgesamt rund 150 Fragmente von Nok-Figuren. Namensgebend für die Kultur war das kleine Dorf Nok, das in der Nähe des ersten Fundortes liegt. Die im Liebieghaus erstmals zu sehenden Sensationsfunde mit ihren großartigen, freien Formen werden nach Ende der Ausstellung in Frankfurt zurück nach Nigeria transportiert, wo sie in einer Präsentation gezeigt werden.
Die Ausstellung „Nok. Ein Ursprung afrikanischer Skulptur“ in der Liebieghaus Skulpturensammlung wird in Kooperation mit der Goethe-Universität Frankfurt realisiert und durch Leihgaben der National Commission for Museums and Monuments, Nigeria unterstützt. Die Ausstellung steht unter Schirmherrschaft von Dr. Norbert Lammert, Präsident des Deutschen Bundestages.
Das Forschungs- und Ausstellungsprojekt wird durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefördert und erfährt von der Julius Berger International GmbH zusätzliche Unterstützung.
Weiter Inormationen finden sie auf der Webseite www.liebieghaus.de.
Schreiben Sie einen Kommentar