Gasthörer oder Senior-Student? Philosophie oder Kunstgeschichte? Die Vielfalt an deutschen Hochschulen ist auch für Senioren groß. Und damit haben sie die Qual der Wahl. Der Akademische Verein der Senioren in Deutschland (AVDS) hat einen Studienführer für Senioren herausgegeben. Damit hat die Vertretung der
Senioren an den Universitäten beinahe Pionierarbeit geleistet. Denn der letzte Studienführer dieser Art erschien vor über zehn Jahren. Studieren im Alter – aber wie?
Neuer Studienführer führt Senioren durch den Uni-Dschungel
Knapp über 50.000 Senioren besuchen regelmäßig Hochschulveranstaltungen. Und hier beginnt schon die Vielfalt der Universitäten: Denn sie bieten dafür verschiedene Rahmenbedingungen. An etwa einem Drittel der Universitäten gibt es spezielle Studiengänge für Senioren. An den anderen steht den Senioren das allgemeine Gasthörerstudium offen. Beide Studienarten sind fächerübergreifend. Man muss sich also nicht für ein Studienfach entscheiden, sondern kann Veranstaltungen aller Fachrichtungen besuchen. Beim Seniorenstudium helfen Einführungs- und Begleitveranstaltungen bei der Orientierung. Bei einigen bekommt man ein Abschlusszertifikat. Selbstverständlich können Senioren mit Abitur oder einem gleichwertigen Abschluss ein reguläres Studium aufnehmen und ihren Bachelor, Master oder ihre Promotion absolvieren. Für dieses sogenannte „Vollstudium“ gelten dieselben Bedingungen wie für alle anderen Studierenden.
Gemeinsam studieren
Der Studienführer hilft nicht nur bei formalen Fallstricken. Ein kleiner „Uni-Knigge“ beantwortet auch Fragen des Miteinanders. Muss ich mich beim Dozenten abmelden, wenn ich fehle? Der Uni-Knigge sagt: Das hängt von der Teilnehmerzahl und der Art der Veranstaltung ab. Wie gehe ich auf jüngere Studierende zu? „Für viele Ältere ist das Studium nicht nur fachlich interessant. Sie möchten auch neue Leute kennen lernen und am sozialen Leben teilhaben – wie die jüngeren Studierenden auch“, weiß Jochen Schneider vom AVDS. Die jüngeren Studierenden sind grundsätzlich offen für ihre älteren Kommilitonen, gibt zum Beispiel die Studentenvertretung der Universität Kassel an. Ein grundsätzlicher Unterschied zu den Jüngeren sei jedoch, dass es den Älteren nicht darum gehe, einen Beruf zu erlernen. „Sie unterliegen nicht den Notwendigkeiten der Berufswahl und interessieren sich deshalb für den Kern des Faches“, erklärt er.
Die Motiviertesten seinen oft die, die gern bereits früher studiert hätten, aufgrund ihrer Lebensumstände aber nicht konnten. „Das können ehemalige Trümmerfrauen sein, oder Menschen, die auf dem Land lebten. Sie hatten damals nicht die notwendige Mobilität, um in der Stadt zu studieren“, berichtet Jochen Schneider.
Bildung für alle
Das Recht auf Bildung ist ein Menschenrecht. Im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland ergibt es sich aus der Würde des Menschen und dem Verfassungsprinzip der Gleichberechtigung. Der AVDS sieht sich als Anlaufstelle für Senioren, die ihr Recht auf Bildung an den Universitäten umsetzen möchten. Ziel ist dabei unter anderem, die Studienbedingungen für Senioren zu verbessern und zu vereinheitlichen. „Universität des 3. Lebensalters, Gasthörer, Seniorstudium – es gibt zu viele Namen. Und die Regeln sind auch immer anders. Das verunsichert natürlich“, sagt Jochen Schneider. Es geht aber auch um das gemeinsame Studium mit den Jüngeren. Spezielle Lehrveranstaltungen für Senioren lehnt der AVDS ab. Ob verschiedene Generationen gemeinsam studieren können, ist für den Verein ein wichtiges Qualitätskriterium des Studiums 50plus. Deshalb spielt dieses Kriterium auch beim Hochschulranking des AVDS eine wichtige Rolle. Außerdem wird dabei berücksichtigt, ob es ein gedrucktes Vorlesungsverzeichnis gibt, spezielle Einführungsveranstaltungen stattfinden und Gebühren fair gestaltet sind. Unter www.avds.de kann man ab sofort erfahren, welche Hochschulen Senioren die besten Bedingungen bieten.
Studienführer bestellen
Den Studienführer für Senioren und Gasthörer können Sie beim AVDS bestellen.